Biologika können eingesetzt werden, wenn Basismedikamente keinen ausreichenden Behandlungserfolg erzielen. Sie werden dann meist in Kombination gegeben, aber bei einigen Wirkstoffen ist auch eine Monotherapie möglich. Biologika sind gentechnisch hergestellte Eiweiße, die aus lebenden Zellkulturen gewonnen werden. Sie sind körpereigenen Substanzen ähnlich. Gezielt greifen sie in das biologische Geschehen (überreagierendes Immunsystem) ein, um Entzündungsreaktionen zu stoppen, die Gelenkzerstörung aufzuhalten oder sogar zu verhindern. Dazu hemmen sie spezielle Entzündungsbotenstoffe oder blockieren bestimmte Rezeptoren oder Immunzellen.
Sie haben zwei Hauptvorteile
- sie sind sehr wirkungsvoll
- sie sind sehr nebenwirkungsarm
Sie haben drei Hauptnachteile
- durch eine weitreichende Bremsung der Entzündungs- und der Abwehraktivität können (selten) schwere Entzündungen (z. B. Lungen-Entzündungen) auftreten; diese können bedrohlich sein und bedürfen der schnellen, intensiven Behandlung
Beispiele sind:
TNF-Alpha-Blocker: Adalimumab, Etarnecept, Cerzolizumab, Golimumab, Infliximab
Die TNF-Alpha-Blocker hemmen alle die krankheitsfördernden Effekte des entzündlichen Botenstoffs Tumornekrose-Faktor-Alpha. Dieser Botenstoff spielt beim Fortschreiten einiger rheumatischer Erkrankungen des Skelettsystems, wie z. B. der rheumatoiden Arthritis, eine wichtige Rolle. Die pharmazeutisch hergestellten Antikörper (Eiweiße) heften sich an Botenstoffe der Entzündung im Körper und bremsen die Entzündungsreaktionen. Sie werden in unterschiedlichen Abständen als Infusion verabreicht oder unter die Haut gespritzt („subkutan“). Vor Beginn der Therapie müssen eine akute oder chronische Infektion, unerkannte Tuberkulose oder Lebererkrankungen (Hepatitis) ausgeschlossen werden.
IL 1 Hemmung: Anakinra, Canacinumab
Die Wirkstoffe wirken gegen die durch Interleukin-1 ausgelöste Entzündungsreaktion. Bei chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankungen wird das Protein IL-1 verstärkt vom Immunsystem gebildet. Dadurch hält die Entzündung dauerhaft an. Die Medikamente werden unter die Haut gespritzt. Hauptanwendungsgebiet sind heutzutage die Fiebersyndrome.
IL-6 Hemmung: Wirkstoffe Tocilizumab, Sarilumab
Die Interleukin-6-Blocker binden an die IL-6-Rezeptoren und blockieren deren Wirkung. IL-6 ist für entzündliche Prozesse in den Gelenken mitverantwortlich und kann auch zu Müdigkeit, Anämie, Osteoporose und Herz-Kreislauferkrankungen führen. Die Medikamente werden als Infusion verabreicht oder unter die Haut gespritzt. Vor Beginn der Therapie müssen eine akute oder chronische Infektion, unerkannte Tuberkulose oder Lebererkrankungen (Hepatitis) ausgeschlossen werden. Hauptsächlich werden diese Medikamente bei der Rheumatoiden Arthritis und bei der Großgefäßvaskulitis eingesetzt.
IL 17 Hemmer: Secukinumab, Ixekizumab
Beide Biologika wirken antiinflammatorisch und Secukinumab auch immunmodulierend. Durch selektive Bindung an Interleukin-17A verhindern sie die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen, Mediatoren und Chemokinen. Secukinumab wird z. B. bei Psoriasisarthritis und ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew) eingesetzt (Second Line Therapie). Die Wirkstoffe werden mit einer Fertigspritze injiziert. Eine aktive Tuberkulose und andere klinisch relevanten Infektionen müssen vorher ausgeschlossen werden.
IL 12/23 Hemmer: Ustekinumab
Das Medikament wirkt gegen Interleukin-12 und Interleukin-23. Es blockiert die Wirkung dieser Zytokine und reduziert die Aktivität des Immunsystems. Die Symptome z. B. einer aktiven Psoriasisarthritis werden dadurch vermindert. Der Wirkstoff wird unter die Haut gespritzt. Eine aktive Tuberkulose und andere klinisch relevanten Infektionen müssen vorher ausgeschlossen werden.
IL-23 Hemmer: Guselkumab
Dieses schon seit längerem für die Behandlung der Psoriasis (Schuppenflechte) zugelassene Medikament, hemmt die Wirkung des Zytokins IL-23, das Th17-Entzündungszellen aktiviert. Diese spielen bei der Entstehung der Erkrankung eine wichtige Rolle. Mittlerweile ist das Medikament auch für die Behandlung der Psoriasis-Arthritis zugelassen.
T- Zell Hemmung: Abatacept
Der Wirkstoff Abatacept hemmt die Aktivierung der T-Lymphozyten. Dadurch wird die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen reduziert. Der Wirkstoff wird z. B. bei rheumatoider Arthritis angewendet. Vor Beginn der Therapie müssen eine unerkannte Tuberkulose, eine Hepatitis-B sowie andere schwere Infektionen ausgeschlossen werden. Die Behandlung erfolgt als Infusion oder als Spritze unter die Haut.
B-Zell Hemmung: Rituximab
Die Therapie mit Rituximab verringert die Anzahl der B-Lymphozyten. B-Zellen bilden die entzündungsfördernden Stoffe TNF-Alpha und Interleukin. Der Wirkstoff Rituximab erkennt die B-Zellen und bindet an die Oberfläche der Zellen. Dies führt zum Absterben der Zellen und zur Blockade der Entzündungsreaktion. Schmerzen werden gelindert und die Gelenkzerstörung beispielsweise bei Rheumatoider Arthritis aufgehalten. Vor Beginn der Therapie müssen eine unerkannte Tuberkulose, eine Hepatitis-B sowie andere schwere Infektionen ausgeschlossen werden.
BAFF-Hemmung: Benlysta
Der Wirkstoff Belimumab (Handelsname Benlysta) wird im Rahmen einer Zusatztherapie bei der Behandlung des systemischen Lupus erythematodes (SLE) eingesetzt. Von SLE Betroffene haben hohe Konzentrationen des Stimulationsproteins BLys (BAFF). Wird dieses Protein von Belimumab gebunden, verhindert dies die Ausreifung pathologischer, autoreaktiver B-Zellen und nachgeschaltet deren Produktion von Autoantikörpern. Dadurch sinkt die inflammatorische Krankheitsaktivität. Der Wirkstoff wird als Infusion oder als Spritze unter die Haut verabreicht.
In unseren Praxen verfügen wir mit deutlich mehr als 1000 mit Biologika behandelten Patienten über erhebliche Erfahrungen im Umgang mit diesen neuen Substanzen. Wenn der Einsatz dieser Medikamente sinnvoll ist, und wenn der Einsatz dieser Medikamente entsprechend dem genannten Regelwerk möglich ist, dann setzen wir die Biologika regelmäßig ein.